Institute for Structural Abuse, 2018
Das Institute for Structural Abuse ist eine Spielwiese des Machtmissbrauchs, getarnt als harmloses Start-up-Office.
Opfer und Täter agieren in einer sich ständig erneuernden und revidierenden Nahrungskette der beiläufigen Komplimente, der anzüglichen Blicke, der Locker-Room-Influencer und Cat-Call-CEOs. Das hier ist alles Normalität und gehört genauso zum Alltag wie vor dem Computer sitzen, Mittagspause machen und Anrufe tätigen. In dieser Ästhetik des Machtmissbrauchs sind die Grenzen zwischen Akteurinnen und Besuchern fließend, und wer es wagt, sich aufs Spielfeld zu begeben, wird Teil des Spiels – mit nichts weniger als ihrem*/seinem* Körper und seiner*/ihrer* Würde als Einsatz.
Benebelt von stimulierenden Arbeitsatmosphären und knallbunten Bürodesigns, den Magen gefüllt mit deftigen Mahlzeiten aus unzähligen Superfood-Ingredienzen, begeben wir uns in rechtliche Grauzonen und gehen so weit wir können (und vielleicht auch etwas weiter </3). Alles wird archiviert, verarbeitet und per Hashtag zugänglich gemacht; was wir nicht ertragen können, lächeln wir weg.
Das Netz ist unser Verbündeter, der uns fleißig untergräbt, ein Doppelagent über dessen Identität wir längst Bescheid wissen, ein Domestic Rapist, der uns ein Eigenheim und Unterhalt bis ans Lebensende stellt und – mal ganz ehrlich – es ist doch nur ein bisschen Sex. Wo wir am Ende des Tages stehen, vor dem so häufig prophezeiten und doch nie erreichten Scherbenhaufen oder auf der grün florierenden Wiese des (sexual) Consents, ist hierbei unklar und Teil des Experiments. Fest steht: Wir können, wir wollen, und was in der Kunsthochschule passiert, bleibt in der Kunsthochschule. Wie schon Frank Castorf Blaise Pascal zitierend brabbelt: „Wichtig beim Jagen ist nicht die Beute, sondern die Jagd selbst.“
Das Institute for Structural Abuse ist eine Institution, eine Installation und das aktive Arbeitsenvironment von: Anne Arndt, Felix Bartke, Marie-Claire Delarber, Juan Esteban, Mattis Kuhn und Julia-Lena Lippoldt.
Text by Marie-Claire Delarber.